Schuld an Bühne
DEN NORSKE OPERA & BALLETT,
OSLO
2017
OPER VON GIOACHINO ROSSINI
La Cenerentola
Oper von Gioachino Rossini
Den Norske Opera & Ballett, Oslo
Premiere: 21. Januar 2017
Den Norske Opera & Ballett, Oslo
Premiere: 21. Januar 2017
The story of the servant girl who is magically transformed into a princess exists in many forms. Stefan Herheim’s version of Gioachino Rossini’s Cinderella brings the old composer to life, and shows us how the real magic lies in the beauty of the human voice.
This is a production that is just as vivacious and powerful as Rossini’s immortal music.
The opera’s full title is La Cenerentola, ossia La bontà in trionfo (Cinderella, or Goodness Triumphant), and is based on the well-known fairy tale by Charles Perrault. Herheim’s production features no glass slipper or pumpkin carriage, but is just as much a game of power and desire as the original.
“I’ve never trusted this good girl,” says the director, and instead presents us with a wilder and more cunning Cinderella.
The person who triumphs in the end, however, is Rossini himself. He enters the production in the role of Cinderella’s stepfather, Don Magnifico. By directing the piece, and reviving his own music, it is the dead composer who rises from the ashes.
This is a production that is just as vivacious and powerful as Rossini’s immortal music.
The opera’s full title is La Cenerentola, ossia La bontà in trionfo (Cinderella, or Goodness Triumphant), and is based on the well-known fairy tale by Charles Perrault. Herheim’s production features no glass slipper or pumpkin carriage, but is just as much a game of power and desire as the original.
“I’ve never trusted this good girl,” says the director, and instead presents us with a wilder and more cunning Cinderella.
The person who triumphs in the end, however, is Rossini himself. He enters the production in the role of Cinderella’s stepfather, Don Magnifico. By directing the piece, and reviving his own music, it is the dead composer who rises from the ashes.
Photos: Erik Berg © 2017
Besetzung
Dandini
Angelina / Cenerentola Tisbe Clorinda Don Magnifico Don Ramiro Alidoro Regie Musikalische Leitung Bühnenbild Kostümbild Dramaturgie Licht |
Aleksander Nohr
Anna Goryachova Margarita Gritskova Désirée Baraula Eli Kristin Hanssveen Renato Girolami Taylor Stayton Michael Sumuel Stefan Herheim Antonino Fogliani Daniel Unger & Stefan Herheim Esther Bialas Alexander Meier-Dörzenbach Phönix (Andreas Hofer) |
Photos: Erik Berg © 2017
Pressestimmen
"Eskapistische Rossini-Bonboniere mit Donald-Trump-Perücke: Der hochbegehrte norwegische Regisseur Stefan Herheim begeistert in seiner Heimatstadt Oslo mit einer Jahrhundert-'Cenerentola'. [...]
Ja, er hat es wieder getan! Und es hat wunderbar funktioniert. Der ehemalige Puppenspieler Herheim öffnet in dieser Kooperation mit der Opéra de Lyon erneut seine Wundertüte. Er zeigt sich dauerhaft fasziniert von der Fantasiewelt des schönen Scheins, die mit Kreativität und Witz, herrlichen Tricks und immer neuen Überraschungen vor dem staunenden Zuschauer als kollektive Leistung verborgener Helferlein hingezaubert wird, entsteht und vergeht. [...]
Aus der Asche des Kamins züngeln Papierflämmchen und rutschen die Figuren hervor, um die Handlung zu befeuern. Hell flackert der Witz nicht nur, wenn der zentrale Wärme- und Kochplatz sich zentralperspektivisch zur gestaffelten Kulissenbühne mit klassizistischem Säulendekor vergrößert. Daniel Ungers fahrbare Prismen können sich auch zu einer 'La Bohème'-Häuser- und Dächerlandschaft mit rauchenden Schornsteinen fügen, hinter denen das von Fettfilm gepixelte Cinderella-Schloss glimmert. [...]
Fast auf den Tag genau 200 Jahre nach der römischen Uraufführung hätte man dieses, zusammen mit dem 'Barbier von Sevilla' nie aus den Spielplänen verschwundene Rossini-Juwel einer vergnügt plappernden Komödie für Musik nicht schöner geburtstagsfeiern können. Bravi a tutti!"
Die Welt, 23.01.2017
"Herheim, bekannt als ein Regisseur, der am liebsten Geschichten mit doppelten Böden erzählt, entwickelt jede Geste und jede szenische Verwandlungsidee direkt aus Puls und Impuls der Musik heraus, auch all seine Geistesblitze sprießen direkt aus der Rossinischen Partitur, weshalb den Zuschauern nichts logischer und klarer erscheinen muss als just das, woran sie gerade ihr diebisches Vergnügen haben.
Gleich zu Anfang, als Angelina-Cenerentola noch verdrossen mit ihrem Schrubber Staub aufwirbelt auf leerer Bühne, fliegt, in einer Wolke aus Pappe, Rossini aus dem Schnürboden ein und wirft ihr, punktgenau auf den ersten Orchesterschlag hin, das Buch von Perrault auf den Kopf. Während die dralle Ouvertüre in Fahrt kommt, beginnt sie, zu lesen, und er, mit seiner Komponistenfeder, zu zaubern. Er steigt aus der Wolke, verliert seine Engelsflügelchen, zaubert erst ein niedlich-ironisches Bühnenbild herbei, das sich, synchron zum Crescendo-Accelerando der Ouvertüre, wie von selbst entfaltet und einerseits mit Assoziationen an das Mary-Poppins-Musical, andererseits an Disneys Cinderella-Klassiker aufwartet. Auf dem Himmelsprospekt, der sich hinter den Puppenhäusern aufspannt, können, je nachdem, was die Musik gerade verlangt, Blumen wachsen oder Herzen tanzen oder die Notenköpfe, die plötzlich aus dem Schornstein kommen, ihre eigene Musik machen. [...]
Wenn Aschenputtel, als sie zum ersten Mal den Prinzen erblickt und er sie, sofort von Liebe auf den ersten Blick erschüttert wird, klingt nicht nur aus dem Graben, weiß das nicht nur sofort das herzig errötende Bühnenbild, auch der Dirigent passt gut auf und ruft laut 'Nein', als sich die beiden küssen wollen. Dafür ist es noch zu früh. Und das Quintett der Ratlosigkeit am Ende der sechsten Szene singen alle direkt ins Publikum, das mitspielen darf und sich dabei im Himmel spiegelt: 'Nel volto estatico di questo e quello'. Theaterwitze wie diese sind zwar so alt wie die Welt. Aber so, wie Herheim sie erzählt, so akkurat, so geschwind, so leicht und mit dieser wunderlich abgründigen Albernheit, wirken sie wie neu."
F.A.Z. Feuilleton, 27.01.2017
Ja, er hat es wieder getan! Und es hat wunderbar funktioniert. Der ehemalige Puppenspieler Herheim öffnet in dieser Kooperation mit der Opéra de Lyon erneut seine Wundertüte. Er zeigt sich dauerhaft fasziniert von der Fantasiewelt des schönen Scheins, die mit Kreativität und Witz, herrlichen Tricks und immer neuen Überraschungen vor dem staunenden Zuschauer als kollektive Leistung verborgener Helferlein hingezaubert wird, entsteht und vergeht. [...]
Aus der Asche des Kamins züngeln Papierflämmchen und rutschen die Figuren hervor, um die Handlung zu befeuern. Hell flackert der Witz nicht nur, wenn der zentrale Wärme- und Kochplatz sich zentralperspektivisch zur gestaffelten Kulissenbühne mit klassizistischem Säulendekor vergrößert. Daniel Ungers fahrbare Prismen können sich auch zu einer 'La Bohème'-Häuser- und Dächerlandschaft mit rauchenden Schornsteinen fügen, hinter denen das von Fettfilm gepixelte Cinderella-Schloss glimmert. [...]
Fast auf den Tag genau 200 Jahre nach der römischen Uraufführung hätte man dieses, zusammen mit dem 'Barbier von Sevilla' nie aus den Spielplänen verschwundene Rossini-Juwel einer vergnügt plappernden Komödie für Musik nicht schöner geburtstagsfeiern können. Bravi a tutti!"
Die Welt, 23.01.2017
"Herheim, bekannt als ein Regisseur, der am liebsten Geschichten mit doppelten Böden erzählt, entwickelt jede Geste und jede szenische Verwandlungsidee direkt aus Puls und Impuls der Musik heraus, auch all seine Geistesblitze sprießen direkt aus der Rossinischen Partitur, weshalb den Zuschauern nichts logischer und klarer erscheinen muss als just das, woran sie gerade ihr diebisches Vergnügen haben.
Gleich zu Anfang, als Angelina-Cenerentola noch verdrossen mit ihrem Schrubber Staub aufwirbelt auf leerer Bühne, fliegt, in einer Wolke aus Pappe, Rossini aus dem Schnürboden ein und wirft ihr, punktgenau auf den ersten Orchesterschlag hin, das Buch von Perrault auf den Kopf. Während die dralle Ouvertüre in Fahrt kommt, beginnt sie, zu lesen, und er, mit seiner Komponistenfeder, zu zaubern. Er steigt aus der Wolke, verliert seine Engelsflügelchen, zaubert erst ein niedlich-ironisches Bühnenbild herbei, das sich, synchron zum Crescendo-Accelerando der Ouvertüre, wie von selbst entfaltet und einerseits mit Assoziationen an das Mary-Poppins-Musical, andererseits an Disneys Cinderella-Klassiker aufwartet. Auf dem Himmelsprospekt, der sich hinter den Puppenhäusern aufspannt, können, je nachdem, was die Musik gerade verlangt, Blumen wachsen oder Herzen tanzen oder die Notenköpfe, die plötzlich aus dem Schornstein kommen, ihre eigene Musik machen. [...]
Wenn Aschenputtel, als sie zum ersten Mal den Prinzen erblickt und er sie, sofort von Liebe auf den ersten Blick erschüttert wird, klingt nicht nur aus dem Graben, weiß das nicht nur sofort das herzig errötende Bühnenbild, auch der Dirigent passt gut auf und ruft laut 'Nein', als sich die beiden küssen wollen. Dafür ist es noch zu früh. Und das Quintett der Ratlosigkeit am Ende der sechsten Szene singen alle direkt ins Publikum, das mitspielen darf und sich dabei im Himmel spiegelt: 'Nel volto estatico di questo e quello'. Theaterwitze wie diese sind zwar so alt wie die Welt. Aber so, wie Herheim sie erzählt, so akkurat, so geschwind, so leicht und mit dieser wunderlich abgründigen Albernheit, wirken sie wie neu."
F.A.Z. Feuilleton, 27.01.2017
Photo: Erik Berg © 2017
„Oslo's new production of Rossini’s operatic Cinderella story – La Cenerentola – marks Norwegian director Stefan Herheim’s first foray into the world of Rossini. Herheim sees the opera as a giant clockwork, the many arias and ensembles ticking away with mechanical precision. This results in a precisely choreographed and dazzlingly theatrical production, in turns thought-provoking and riotously funny. [...]
The sets by Daniel Unger and Stefan Herheim place the opera in an ever-expanding fireplace, finally looming over the stage like the proscenium of a theatre. The fireplaces come apart to reveal the inside of a house, with video projections on the back wall subtly commenting on the action. This is a production primarily concerned with the creation of stories, constantly blurring the line between fiction and reality. The big storm scene in Act 2, where the prince’s carriage conveniently breaks down outside Don Magnifico’s house, featured the two wicked stepsisters controlling the smoke machine, and Alidoro playing the thunder machine! The production provokes thought in its many gags, but Herheim doesn't over-intellectualise to the point of robbing it of all semblance of humour. [...]
Opera productions that ostensibly deal with the creation of opera can often be dull and lifeless, yet Herheim’s Cenerentola proves a welcome exception to that rule. It is a thrilling spectacle with and coups de théâtre lurking behind every corner, coupled with equally impressive singing."
Aksel Tollåli, Bachtrack, 23.01.2017
„Die Protagonisten entsteigen während der Ouvertüre einem kleinen Kamin und tragen das Feuer der Aschenputtel-Erzählung mit Freude weiter. Die Struktur des Kamins weitet sich in immer größeren Formaten, um schließlich ein ganzes Bühnenportal mit Verzierungen im Empire-Stil darzustellen. Dieses Bild bleibt dann fortlaufend in Bewegung. Es wandelt sich durch Drehung in die heruntergekommene Kulisse, in der Don Magnifico mit den drei Töchtern haust und in videoreifer Bühnenimagination vom Wiedereinzug in ein wundersames Märchenschloss träumt – Sinnbild seines Traumes vom wiederzugewinnenden Wohlstand und alter Macht, welche er durch Heirat einer seiner Töchter mit königlichem Blut zu erreichen hofft. [...]
Die kühle Brillanz des Rossinischen Handwerks, die Artistik der Musik und nicht zuletzt des Gesangs könnten bei weniger perfekter Umsetzung Langeweile und sogar die Sinnfrage für einen solchen Abend provozieren. Tickt aber das Uhrwerk, zieht der Sog der Musik, funktionieren die mit komponierten Applauseinsätze des Publikums und geht die Regie bei der Umsetzung der Absurditäten von Handlung und Musik in die Vollen, kann – wie jetzt in Oslo – ein äußerst gelungener Abend absurden Theaters und balsamischen Hörgenusses über die Rampe kommen.
Stefan Herheim und seinem Team gelingt in einem atemberaubenden Ritt durch die Handlungselemente der alten Geschichte ein Sinnbild für menschliche Charaktereigenschaften und -handlungen, wie sie aktueller, unterhaltsamer und auch für den heutigen Zuschauer überraschender nicht umgesetzt werden kann. Dabei wird er teilweise von bewährten Partnern, wie Daniel Unger beim Bühnenbild, Esther Bialas bei den wunderbar knallig-bunten Kostümen, dem Lichtdesign von Andreas Hofer und der Videokunst von Torge Möller und Momme Hinrichs begleitet. [...]
Das Haus kann den Erfolg und eine große internationale Aufmerksamkeit dieser grandiosen Produktion genießen. Es muss gleichwohl ein hartes Stück Arbeit für alle auf und hinter Bühne gewesen sein, ein solch präzises Uhrwerk zu erarbeiten und in aller Perfektion liebevoll und animiert abzuspulen – eine große Leistung."
Achim Dombrowski, O-Ton, 21.01.2017
The sets by Daniel Unger and Stefan Herheim place the opera in an ever-expanding fireplace, finally looming over the stage like the proscenium of a theatre. The fireplaces come apart to reveal the inside of a house, with video projections on the back wall subtly commenting on the action. This is a production primarily concerned with the creation of stories, constantly blurring the line between fiction and reality. The big storm scene in Act 2, where the prince’s carriage conveniently breaks down outside Don Magnifico’s house, featured the two wicked stepsisters controlling the smoke machine, and Alidoro playing the thunder machine! The production provokes thought in its many gags, but Herheim doesn't over-intellectualise to the point of robbing it of all semblance of humour. [...]
Opera productions that ostensibly deal with the creation of opera can often be dull and lifeless, yet Herheim’s Cenerentola proves a welcome exception to that rule. It is a thrilling spectacle with and coups de théâtre lurking behind every corner, coupled with equally impressive singing."
Aksel Tollåli, Bachtrack, 23.01.2017
„Die Protagonisten entsteigen während der Ouvertüre einem kleinen Kamin und tragen das Feuer der Aschenputtel-Erzählung mit Freude weiter. Die Struktur des Kamins weitet sich in immer größeren Formaten, um schließlich ein ganzes Bühnenportal mit Verzierungen im Empire-Stil darzustellen. Dieses Bild bleibt dann fortlaufend in Bewegung. Es wandelt sich durch Drehung in die heruntergekommene Kulisse, in der Don Magnifico mit den drei Töchtern haust und in videoreifer Bühnenimagination vom Wiedereinzug in ein wundersames Märchenschloss träumt – Sinnbild seines Traumes vom wiederzugewinnenden Wohlstand und alter Macht, welche er durch Heirat einer seiner Töchter mit königlichem Blut zu erreichen hofft. [...]
Die kühle Brillanz des Rossinischen Handwerks, die Artistik der Musik und nicht zuletzt des Gesangs könnten bei weniger perfekter Umsetzung Langeweile und sogar die Sinnfrage für einen solchen Abend provozieren. Tickt aber das Uhrwerk, zieht der Sog der Musik, funktionieren die mit komponierten Applauseinsätze des Publikums und geht die Regie bei der Umsetzung der Absurditäten von Handlung und Musik in die Vollen, kann – wie jetzt in Oslo – ein äußerst gelungener Abend absurden Theaters und balsamischen Hörgenusses über die Rampe kommen.
Stefan Herheim und seinem Team gelingt in einem atemberaubenden Ritt durch die Handlungselemente der alten Geschichte ein Sinnbild für menschliche Charaktereigenschaften und -handlungen, wie sie aktueller, unterhaltsamer und auch für den heutigen Zuschauer überraschender nicht umgesetzt werden kann. Dabei wird er teilweise von bewährten Partnern, wie Daniel Unger beim Bühnenbild, Esther Bialas bei den wunderbar knallig-bunten Kostümen, dem Lichtdesign von Andreas Hofer und der Videokunst von Torge Möller und Momme Hinrichs begleitet. [...]
Das Haus kann den Erfolg und eine große internationale Aufmerksamkeit dieser grandiosen Produktion genießen. Es muss gleichwohl ein hartes Stück Arbeit für alle auf und hinter Bühne gewesen sein, ein solch präzises Uhrwerk zu erarbeiten und in aller Perfektion liebevoll und animiert abzuspulen – eine große Leistung."
Achim Dombrowski, O-Ton, 21.01.2017
Photos: Erik Berg © 2017
Video
Trailer zur Premiere an der Oper Oslo
Video: Oper Oslo © 2017